Als ein junger König für sich entdeckte, die Stille zu genießen

Ein junger Mann, ein König eines fernen Landes, öffnete seine Augen und sah eine ihm unbekannte Welt. „Das ist der Raum, der zwischen Traum und Wachsein liegt!“ dachte er, als er um sich blickte. „Oder der Ort, der als das Licht des Lebens in der Zeit des Todes beschrieben wird, oder auch der Raum, der die Welt hinter dem Spiegel abbildet und von dem wir meinen, darin die Wirklichkeit zu erkennen!“

Der junge König saß auf einem einfachen, blauen Thron inmitten einer fiebrig glänzenden Landschaft und starrte in einen wundersamen Sonnenuntergang. Dicke Wolkenfetzen reflektierten das dunkelorangene Licht der letzten Sonnenstrahlen und warfen verschwommene Spiegelbilder – einem Echo gleich – von fernen Orten in das Blickfeld des jungen Königs, der seinen Thron unter die ausladenden Äste eines alten Baumes gerückt hatte. Schattengeister streiften sein Gesicht und malten schwarze Abdrücke auf seine weißen Wangen. 

Und als er sich noch eben seine golden strahlende Krone zurechtrückte und seinen aus leuchtendem, roten Purpur genähten Umhang glatt streifte, wurden die fernen Spiegelbilder klarer, intensiver näher: Schon sah sich der König über eine weite, blühenden Ebene einer wundersamen Graslandschaft im herbstlichen Abendlicht wandern, schon leuchteten ihm im nächsten Augenblick die kalten Sonnenstrahlen einer unbekannten Wintersonne in sein blasses Gesicht, er wanderte über die schneebedeckten Hochebenen eines weiten Gebirges, bis er zuletzt an den Gestaden eines fernen Meeres saß, Wellenberge beobachte, Gischt schmeckte, Wasser mit seinen Händen auffing und Salztropfen an seinen Armen um die Wette laufen ließ. 
Der einfache Thron, der blaue Stuhl, war sein Fixpunkt dieser Welt, die ihr Bilderecho dem König zu Füßen warf und ihn immer und immer wieder daran erinnerte, sich zu setzten, inne zu halten, nichts zu tun, nicht zu sagen, sich nicht einmal zu wundern ob dieser Welt, die einfach in jedem Augenblick langsamer, ruhiger und schöner wurde. „Genieße die Stille!“ dachte er zufrieden.

Zuletzt lag ihm eine vertrocknete, schwarze Rose zu Füßen, ihr Anblick war ihm am schönsten, am liebsten, am wichtigsten. Und sie erinnerte ihn zugleich, zurückzukehren, seinem Volk zu dienen, die Bilder des tiefen Friedens, die er erleben durfte zu teilen, anderen zu schenken, sie immer und immer an die Wand zu malen, bis der Friede auch in seiner Welt Wirklichkeit würde


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